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Gemeinsam stark in Zeiten der Krise

Hanse Ship Management AG ist größter Reedereiverbund in Niedersachsen – Deutliche Kostensenkungen durch gemeinsamen Auftritt

Stade. Die Schifffahrtskrise ist noch nicht vorbei. Die Charterraten bewegen sich weiter auf einem nicht auskömmlichen Niveau. Viele Reeder im Norden fahren mit ihren Feederschiffen lediglich die Betriebskosten und Kapitalaufwand (Zinsen) ein, viele von ihnen schreiben weiterhin rote Zahlen – bereits im sechsten Jahr. Vor diesem Hintergrund rücken die Reedereien zusammen, um mit ihren Flotten gemeinsam in schwerer See zu bestehen. Die Ende 2013 an der Niederelbe gegründete HSM Hanse Ship Management AG – mit Sitz in Stade – ist mittlerweile der größte Reedereiverbund in Niedersachsen.

Mit der Reederei Meyer aus Jork sind jetzt neun Reedereien an Bord – neben den vier Gründungsaktionären Becker, Heinrich, Kahrs und Rambow sind Corleis, Ehler, Vöge und Lubeca/Boehe. Mit knapp 50 Schiffen habe die HSM AG als Einheit eine gute Größe erreicht. Weitere sind willkommen. Keine der neun Reedereien gibt ihre Identität auf. Die Feederschiffe der Managementgesellschaft haben eine Kapazität von etwa 700 bis 1.400 Standardcontainern (TEU).

Das die Reeder ihre Kräfte bündeln, ist ein „Wunsch“ der Banken – wie der HSH. Diese wollen einen Ansprechpartner und „größere“ Kunden(-flotten). Sie erhoffen sich dadurch eine Reduzierung der Kosten – auf beiden Seiten. Durch Einstellung eines gemeinsamen Controller werde einheitliches und bankenkonformes Reporting gewährleistet; in Zeiten der Krise sei das ein grundlegendes Entscheidungswerkzeug für alle Beteiligten. Hintergrund: Anforderungen bei der Finanzierung von Schiffen, an die Reedereien – bezüglich Reporting und Liquiditätsplanung – und die Begleitung in den schwierigen Zeiten der Restrukturierung werden immer anspruchsvoller.

Bei Charterraten von USD 6.000 pro Tag für ein Containerschiff wird es eng, mindestens 3.000 bis 4.000 USD gehen bei einem 1.000-TEU-Schiff – laut Beispielrechnung aus Fachkreisen – allein für die laufenden Betriebskosten drauf, hinzu kommen etwa 1.000 USD für die Zahlung der Zinsen. Tilgungen und Bildung von Rücklagen für Werftaufenthalte sind nicht (oder kaum) mehr möglich.

Sowohl die Banken als auch weitere Geschäftspartner signalisieren, dass die Zukunft der mittelständischen Reedereien in größeren Einheiten liegt. „Dieser Forderung sind wir bereits nachgekommen und haben sie professionell umgesetzt“ erklären Arnd Becker und Malte Rambow für den Vorstand und Jan Kahrs für den Aufsichtsrat. Ihre Schiffe sind weltweit unterwegs – auf der Ostsee und in Fernost.

Auch der Zugang zu frischem Eigenkapital erfordert zukünftig andere Strukturen, hier seien die neuen beteiligten Reedereien gut aufgestellt. Ein hochwertiges Reporting, hohe Transparenz und eine hohe Datentiefe bildeten die Grundlagen für die laufenden Gespräche mit neuen Kapitalquellen. Schließlich sei die Zeit günstig – beispielsweise für den Einstieg in den Secondhandschiffsmarkt und für Nischen im Neubausektor. Neue Wege zu beschreiten, bedeutet allerdings nicht, die Kernkompetenzen aus den Augen zu verlieren. So lägen die Betriebskosten der Mitgliedsreedereien deutlich unter den Kosten der gängigen Marktreports – was mittlerweile auch die Banken erkannt hätten.

Erste Erfolge kann die HSM bereits vermelden. Der Auftritt als starke Gemeinschaft hat zu einer Kostensenkung geführt – unter anderem konnten Versicherungsprämien signifikant reduziert werden und Serviceverträge mit erheblichen Rabatten geschlossen werden. Weitere Senkungen sind in Sicht. Die Reeder hoffen, dass sich nach sieben mageren Jahren ab 2015/2016 wieder schwarze Zahlen einstellen und ihre drei Auflieger wieder in Fahrt kommen. Übrigens: Die HSMler stellen zehn von von 183 Frachtern, die noch unter deutscher Flagge fahren. Durch verschärfte Umweltregeln (Schwefelgrenzwert) in der Ostsee könnten sich Ladungsmengen von großen Pötten auf Feeder (zurück-)verlagern und große Linien bereits in Rotterdam enden. Positiv sei auch, dass es im Feeder-Segment kaum Neubestellungen gibt.

Quelle: Buxtehuder Tagesblatt, 11.06.2014